Tschüss Atomkraft! 15. April 2023 Heute am 15. April wird in Deutschland das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet! Definitiv ein Grund zum Feiern, sagen die Grünen. Es war ein langer Weg bis zu diesem Punkt und es wurde viel diskutiert. Wir haben im Folgendem die wichtigsten Antworten zu dem Thema für euch zusammengefasst: Ist die Stromversorgung nach dem 15. April sicher? Ja. Das bestätigt auch der Bericht zur Stromversorgungssicherheit der Bundesnetzagentur vom Januar 2023. Selbst bei einem bundesweit vorgezogenen Kohleausstieges bis 2030 entsteht keine Stromversorgungslücke ? bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Atomkraft. Ist Atomstrom besonders zuverlässig? Nein. Das Durchschnittsalter der AKW in der EU liegt inzwischen bei über 35 Jahren. Die europäischen Atomkraftwerke sind zunehmend störanfällig. Das zeigen die Kraftwerke in Frankreich und Belgien mit vielen Ausfällen, hohem Wartungsaufwand und Sicherheitsrisiken. Auch deutsche AKW hatten immer wieder mit Zwischenfällen zu kämpfen und mussten heruntergefahren werden. Der Atomausstieg schafft also mehr Sicherheit ? und Zuverlässigkeit. Denn schon heute steht Atomstrom im Durschnitt infolge von Störungen und Wartungsarbeiten mehr als 20 Prozent der Zeit nicht zur Verfügung. Das ist ein (negativer) Rekord im Vergleich zu anderen Stromquellen. Ist Atomstrom wirklich günstig? Nein. Die Gesamtkosten von Atomstrom ? vom Bau der Kraftwerke bis hin zur (weiterhin ungeklärten) Endlagerung über Jahrhunderte ? sind enorm. Die öffentlichen Kosten der Atomenergie, darunter Zwischenlagerung und Rückbau, beliefen sich im Bundeshaushalt 2022 bereits auf rund 1,8 Milliarden Euro. Auch im Betrieb sind AKW teuer, etwa aufgrund von Ausfallzeiten und Wartungskosten. In der Tat war Atomkraft immer schon auf erhebliche staatliche Subventionen angewiesen, um wettbewerbsfähig zu sein. Hinzu kommt: Ein Weiterbetrieb der drei letzten deutschen Atommeiler wäre mit erheblichen Investitionen einhergegangen. Kurzum: Preislich kann Atomstrom nicht mit erneuerbaren Energien mithalten. Energieeffizienz und Erneuerbare sind viel kurzfristiger umsetzbar und werden immer billiger. Ein Gutachten im Auftrag des Wirtschaftsministeriums kam 2015 zum Ergebnis, dass die Gesamtkosten allein in Deutschland etwa 170 Milliarden Euro betragen könnten. Mindestens. Was ist mit dem Klimaschutz? Grundlegend gilt: Heiße Sommer und Trockenheit führen dazu, dass AKW schlechter oder gar nicht mehr gekühlt werden können ? und deshalb immer wieder heruntergeregelt werden müssen. Siehe Frankreich: Hier waren 2022 zeitweise 32 von 56 Reaktoren nicht am Netz; das Land war auf massive Stromimporte angewiesen, auch aus Deutschland. Dieser Trend wird sich mit fortschreitender Klimakrise absehbar verschärfen. Auch bei Uranabbau, Transport, Anreicherung, Bau und Instandhaltung von AKW, Zwischen- und Endlagerung fällt CO2 an. Und: Die unflexible Produktion von AKW-Strom verstopft immer wieder die Stromnetze, was dazu führt, dass erneuerbare Energie ungenutzt abgeregelt werden muss und Windräder unnötig stillstehen. Ist Atomstrom nachhaltig? Nein. Denn für die Endlagerung des Atommülls gibt es weiterhin keine Lösung. Das zeigt: Mit dem Ausstieg endet nicht die Verantwortung. Die Herausforderung für die Endlagerung des strahlenden Atommülls liegt noch vor uns ? und wird tausenden Generationen erhalten bleiben. Bis heute gibt es auf der Welt noch kein funktionsfähiges Endlager. Hier endlich voranzukommen: Dazu müssen nun alle ihren Beitrag leisten. Seit der Verabschiedung des Standortauswahlgesetzes im Jahr 2017 ist der Prozess in Deutschland in vollem Gange, aber es bleibt viel zu tun. Geht Deutschland einen Sonderweg? Der weltweite Markt für Atomkraftwerke ist rückläufig. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) hat berechnet, dass die maximale Anzahl an weltweit im Betrieb befindlichen Reaktoren bereits 2005 erreicht wurde. Zum Vergleich: Laut World Nuclear Industry Status Report betrug der Anteil von Atomkraft an der weltweiten Bruttostromerzeugung 1996 noch 17,5 Prozent; 2021 waren es nur noch 9,8 Prozent. Macht Atomstrom unabhängig? Nein. Die Abhängigkeit von Russland ist insbesondere beim Uran groß. Insgesamt bezieht die Welt 53 Prozent des Urans aus Russland, Kasachstan und Usbekistan. Im Jahr 2020 kamen über 20 Prozent des in der EU genutzten Natururans aus Russland, vor allem in Osteuropa. Beim angereicherten Uran waren es 2021 sogar 31 Prozent ? und die Alternativen sind begrenzt. Atomkraft läuft also dem Ziel energiepolitischer Unabhängigkeit entgegen.